Bei einem Glas Wein mit Freunden, bewegt von einem traumhaften Sonnenuntergang und einer wohl genetisch bedingten Portion Liebe zur Landwirtschaft fasste unsere Familie während eines Urlaubs im kroatischen Istrien den Entschluss, unsere gutbürgerlichen Tätigkeitsbereiche um das Berufsbild der Olivenbäuerin bzw. des Olivenbauern zu bereichern.
Dies ist zugegebenermaßen eine eher selten anzutreffende "Spezies" im heimischen Haltern am See in Westfalen.
Getrieben von Leidenschaft und den deutschen Tugenden – Neugier, Ahnungslosigkeit und dem festen Willen zum Glück – traten wir in den Wettstreit mit den jahrtausendealten Olivenanbautraditionen der istrischen Kroaten und Italiener.
Nach dem Erwerb des ersten Hektar Landes mit 50 Olivenbäumen wurden wir Mitglied in dem örtlichen Olivenbauernverein. So wurden wir dann teils von den lokalen "Olivenpäpsten" mit gewichtigen Worten in die Kunst des Anbaus eingeführt, belehrt und desillusioniert, bis wir auch das letzte und größte Geheimnis dieser Zunft gelüftet hatten, dass nämlich nicht nur Jäger und Angler, sondern auch besagter "Olivenölklerus" sein eigenes Latein bereithält.
Von diesem Wissen beflügelt rodeten wir mit einem im heimischen Haltern reanimierten Uralt-Baggerlader unsere ersten, von der Macchia überwucherten Ackerflächen und „zauberten“ im Laufe der Jahre auf 25.000 Quadratmetern annähernd 500 große Löcher in den istrischen Steinboden, um darin Setzlingen verschiedener heimischer Olivenbaumsorten ein gesundes Leben zu bescheren. Jetzt, nach fast 15 Jahren "Terraforming" und 1.500 t bewegter Steine später, möchten wir uns auch an dieser Stelle bei all denen bedanken, die uns mit ihren Tipps wie "Da wachsen keine Olivenbäume“, „Das geht nicht“, „Das kann nicht funktionieren“, „Das haben wir nie so gemacht" etc. beflügelten, und all derer gedenken, die sich beim Anblick der von uns zu Beginn eingesetzten Landmaschinen nicht mehr aus dem "Lachkoma" befreien konnten. – Sie alle haben, auf die eine oder andere Art, mit dazu beigetragen, dass aus besagten Setzlingen inzwischen wunderschöne Olivenbäume geworden sind.
Und wenn wir dann, wie vor fast 15 Jahren, mit unseren alten "Päpsten" und vielen neu gewonnenen kroatischen und deutschen Freunden bei einem Glas Wein den Sonnenuntergang bewundern, alte Geschichten unserer Anfänge zu Heldenepen mutieren und der Stolz auf das Geleistete allen ein Lächeln ins Gesicht treibt, ja, dann kann es schon einmal sein, dass das eine oder andere Augenzwinkern die Runde macht.